Don’t look back | Camp King Oberursel | 1998/2002

Bei don’t look back stand ich einem riesigen Raum und einer monströsen Geschichte gegenüber: das Camp King bei Frankfurt/Main wurde nach 1945 vom US-Geheimdienst zu Verhören von Nazi-Größen genutzt, hier wurde ausgesiebt, wer vor Gericht gestellt oder in amerikanische Dienste integriert wird. Im 2. Weltkrieg war der Ort das zentrale Gefangenenlager der NS-Luftwaffe, wo sämtliche abgeschossenen alliierten Piloten verhört wurden.
In der ehemaligen Basketballhalle habe ich 300qm Parkett zerschnitten und umgewandelt in einen Druckstock. Mittels Holzschnitt, habe ich mich in diesen Ort eingeschrieben und ihn quasi besetzt, um mich so seiner Geschichte anzunähern und in den Prozeß seiner Transformation – von militärischer Nutzung, Leerstand, zu Abriss, Neubau und ziviler Nutzung – zu intervenieren. Bildträger waren modernste Fasern und digital bearbeitete Poster aus der Werbung.

Don't look back von Angelika Nollert (1998)
don’t look back— Dies ist der Titel einer Arbeit des Frankfurter Künstlers Thomas Kilpper [1956] die er auf beständige. aber äußerst mühsame Weise in einer Turnhalle im ehemaligen US-Militärlager Camp King in Oberursel geschaffen hat.
Es handelt sich um einen in seinen Ausmaßen gigantischen Holzschnitt, dessen einzelne Szenen sowohl auf die Geschichte des Ortes Bezug nehmen als auch die Biographie des Künstlers reflektieren.
Das Camp King war während des Dritten Reiches zunächst Reichssiedlungshof der NS, später Durchgangslager der Luftwaffe für die gefangenen alliierten Piloten und wurde noch Ende des Zweiten Weltkrieges von der US-Armee und dem CIA übernommen. Kilpper ist geprägt von der Zeit des Kalten Krieges sowie den politischen Entwicklungen der siebziger und achtziger Jahre und setzt sich mit der Vergangenheit seines Vaters als Angehöriger der Wehrmacht auseinander. Er verweist in einigen Motiven auf sich selbst. Damit findet die allgemeine Geschichte einen Widerhall in der privaten. Die eigene Biographie wird vom Künstler vor diesem Hinterprund gespiegelt.
Seit 1993 plant die Stadt Oberursel eine zivile Neubebauung des Geländes. Aber noch heute erzeugt die Verlassenheit dieses ehemals militärischen Areals eine surreale und morbide Atmosphäre.
Die Auswahl dieses Ortes durch den Künstler folgte zunächst nicht inhaltlichen oder ästhetischen Überlequngen, sondern vor allem pragmatischen Gründen. Zur Realisierung eines überdimensionalen Holzschnittes suchte Kilpper ein zum Abriß bestimmtes Gebäude mit Parkettboden und fand in dem Eichenfußboden der freistehenden Turnhalle innerhalb des Camp King den idealen Druckstock. Die Ortswahl führte zu einer Erforschung der Örtlichkeit und inhaltlichen Auseinandersetzung mit ihr, die der Künstler in erzählerischer Falge in einzelnen Szenen auf dem Holzboden darstellt. Die einzelnen Motive hat er dann auf Papier, Tapete und Stoff gedruckt und an Leinen in den Raum gehängt. So erfährt der Besucher zugleich Positiv- und Negativabbildungen eines Motivs und durchschreitet gleichsam lesend den Raum. Die Arbeit Kilppers ist ohne den spezifischen Ort nicht denkbar. Sie ist in der Turnhalle in situ geschaffen. Eine Bewahrung der Arbeit unabhängig vom Gebäude erschien daher zunächst nicht denkbar. Das Werk hat jedach in der Bevölkerung ein Bewußtsein für die eigene Historie bewirkt, und so gibt es nun einen Plan vom Magistrat der Stadt, die Arbeit in Beton zu gießen und als „Streetball“-Feld dauerhaft zu installieren. Hierzu wurde der Boden bereits in Einzelteile zersägt und gesichert. Nun ist zu wünschen, daß der Plan auch finanziert und in der Falge realisiert wird. Damit wäre dem Ort und den von ihm abhängigen menschlichen Schicksalen ein bleibendes Zeichen gesetzt.
Keine Atempause, Geschichte wird gemacht von Martin Pesch (1998)
Zu Thomas Kilppers „Wo bitte schön kann ich meine Grauwerte wiederfinden?“

„Doch Grau enttäuscht auf farbigen Vergrößerungen immer,graue Töne sollte man möglichst vermeiden, warten, bis es aufklart.“ Felix Philipp Ingold

Geschichte, sagt man, prägt. Der Gemeinplatz vertuscht, was eigentlich geschieht: Die Menschen prägen die Geschichte. Zweifellos läßt sich das eine nicht gegen das andere aufwiegen, es bleibt eine Spannung, eine unauflösbare Dialektik, durch deren Dynamik unklar wird, ob man den Umständen gegenüber eine bestimmte Position inne hat, oder ob man sie von ihnen – den berühmten sozialen, politischen und gesellschaftlichen Umständen – zugewiesen bekommt. Und das, was man sich als Erklärung der eigenen Situation im Großen und Ganzen zurechtlegt, ist, auch wenn es pompös als Geschichte bezeichnet wird, immer nur eine Geschichte – interpretiert in gewissem Sinn, so objektiv die Darlegung auch intendiert sein mag.
Thomas Kilppers Holzschnitt in der ehemaligen Baskettballhalle auf einem geschichtsträchtigen Gelände in Oberursel, ist konkret und metaphorisch in diesem Problemfeld verortet. Mit dieser Arbeit versucht er, eine Position in der Gegenwart zu besetzen, aus der Überzeugung heraus, daß dies ohne die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht möglich ist. In den Parkettboden hat Kilpper auf einer Fläche von über dreihundert Quadratmetern Motive gefräst und geschnitzt, die mit der Geschichte des Ortes, den Schicksalen der dort tätig gewesenen Menschen und seiner eigenen Biografie zu tun haben.
Die Motivreihe beginnt bei der Missionarstätigkeit von Kilppers Urgroßvater in Südostasien, sie bekommt einen ersten Schwerpunkt aber in der Zeit des 2. Weltkriegs. Das Gelände war ein Sammellager für gefangene Luftwaffenpiloten der Alliierten. Sie wurden hier verhört und interniert. In dieser Zeit herrschte eine, den Werten der sogenannten Soldatenehre verpflichteten Atmosphäre. Diese führte zu den auch von Kilpper verwendeten Äußerungen des Respekts für die verfeindeten Offiziere: „You had your job, and I had mine.“
Am Ende des Krieges wurde das Gelände von US-Streitkräften übernommen und hauptsächlich zu geheimdienstlichen Zwecken benutzt. Der Feind waren nun nicht mehr die deutschen Streitkräfte, sondern die kommunistische Sowjetunion. Mit den ehemals verfeindeten Nationalsozialisten wurde nun partiell zusammengearbeitet. Mit der „Operation Paperclip“ versuchten die US-Amerikaner, deutsche Wissenschaftler und Teile der politischen Elite für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, und sie entbanden diese damit der Verantwortung für deren Arbeit im NS-Staat. Im Zuge dieser Aktion konnte etwa Klaus Barbie von Oberursel aus nach Bolivien entwischen. Und Reinhard Gehlen, vormals Chef des NS-Geheimdienstes „Fremde Heere Ost“, gründete in Oberursel den westdeutschen Auslandsnachrichtendienst, den Vorläufer des späteren Bundesnachrichtendienstes. Die an diesen beiden Beispielen sichtbare personelle Kontinuität und die über ideologische und politische Brüche hinweg beständigen Machtverhältnisse sind für Kilppers Arbeit ausschlaggebend. Sie verfolgt er bis in die aktuelle Zeit hinein. Das Bild der Hinrichtung eines Angehörigen des Vietcong (in Oberursel wurden US-Soldaten zur Zeit des Vietnamkriegs im Anti-Guerillakampf ausgebildet) und das Bild der Entführung von Hanns-Martin Schleyer (der als ehemaliges SS-Mitglied mit Führungsposition in Osteuropa und als späterer Präsident des bundesdeutschen Arbeitgeberverbandes Exponent der erwähnten personellen Kontinuität auf hoher politischer Ebene war) sind Beispiele dafür. Hier kommt Kilppers eigene Biografie ins Spiel. Sie ist von der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seines Vaters als Angehöriger der Wehrmacht und den politischen Auseinandersetzungen in den siebziger und achtziger Jahren im linksradikalen Umfeld geprägt.
Durch die Bildmotive, die weder thematisch noch chronologisch streng geordnet sind, läßt Kilpper die Frage laufen: „Wo bitte schön kann ich meine Grauwerte wiederfinden?“ Diese Frage zielt auf den Verlust der Differenzierungen in der politischen Auseinandersetzung und der Beschäftigung mit der Geschichte. Nicht umsonst benutzt Kilpper als Vorlagen allgemein bekannte und medial oft verwendete Fotos. Er erleichtert damit einerseits den Zugang zur politischen Intention seiner Arbeit, weist andererseits aber auch auf den nur vermeintlich einfachen Zugang zu der historischen Entwicklung hin, in der wir stehen. Denn die verläuft keineswegs an den Polen Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Ihr Verständnis verlangt weit mehr als eine auf simple Signalwirkung setzende mediale und pädagogische Vermittlung.
Das Klischee des Geprägtwerdens durch die Geschichte dreht Kilpper um – er benutzt es im druckgrafischen Sinn. In mühevoller und langwieriger Arbeit hat er Geschichte in den Boden gestemmt. Er hat den Geschichte zeigenden Motiven durch den Akt der körperlichen Arbeit seine Prägung gegeben. Er hat sie sich im wahrsten Sinn des Wortes angeeignet. Das Gefühl des Überwältigtwerdens von der Geschichte hat er in der Arbeit an diesem Holzschnitt in die Energie des Überwältigens umgewandelt. Daß er dabei den Parkettboden zerstört, ihn mit Kreissäge und Fräse zerschnitten hat, ist nicht der unwichtigste Aspekt. Denn der einst funktionale, für das Baskettballspiel benutzte Fußboden kann als Sinnbild einer fertiggeschriebenen und unveränderbaren Geschichte gesehen werden – die von Kilpper ihrer Autorität beraubt wird. Seine Arbeitsweise ist auch mit der des Sampelns im Hip Hop zu vergleichen. Genauso wie dort afroamerikanische Musiker bestimmte Elemente einer „weiß“ geprägten Popgeschichte verwenden, um einer eigenen Tradition bewußt zu werden, verwendet Kilpper Samples aus der „offiziellen“ Geschichte, um sie mit seiner eigenen zu konfrontieren, um sie zu seiner eigenen zu machen.
Das Problem der bloßen Umkehrung hat er formal gelöst. Denn der riesenhafte Holzschnitt ist als solcher bestenfalls eine Hälfte der Arbeit. Er ist sozusagen nur das Werkzeug für einen weiteren Schritt. Denn die gesamten Motive sind spiegelverkehrt zu sehen. Der Holzschnitt ist also ein Negativ. Von ihm wiederum kann man Abdrucke nehmen, die die Motive seitenrichtig zeigen. Er ist der Druckstock für die Bilder, die Kilpper auf verschiedene Materialen druckt. Deren Beschaffenheit und Herkunft spielen bei der Verwendung eine Rolle. Die Gardinen und Tapeten stehen für die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum, während Werbeplakate und der Flaggenstoff an sich für unterschiedliche Formen der Beeinflussung durch Symbole und Identitätsangebote benutzt werden. Kilpper hängt die unterschiedlichen Drucke größtenteils an Leinen im Raum der ehemaligen Sporthalle auf und konfrontiert die Positive mit ihrem, den Boden bedeckenden Negativ. Der Betrachter findet sich in der Mitte wieder. An ihm ist es, die verlorengegangenen Grauwerte in der Auseinandersetzung mit den gezeigten Motiven und den von Kilpper gezogenen Verbindungen wiederzufinden.

Don't look back von Natalie de Ligt (2002)
„Don’t look back“ ist der Titel eines Kunstwerks, das Thomas Kilpper 1998 in der Basketballhalle des ehemaligen US-Militärgeländes Camp King in Oberursel geschaffen hat. In der leerstehenden und zum Abriss bestimmten Halle verwandelte der Künstler über mehrere Monate den gesamten, ca 250 qm großen Parkettboden in einen Druckstock. Mit Kettensäge, Oberfräse und Beitel schnitzte er Bilder und Szenen der wechselvollen Geschichte dieses Ortes in den Boden.

1937-41 „Reichssiedlungshof“, NS-Lehr- und Musteranlage zur Heranbildung bäuerlicher Siedler.
1941-45 „Dulag Luft“, Durchgangslager der Luftwaffe für Kriegsgefangene. Sammelpunkt aller gefangengenommenen alliierten Flieger zu Verhören vor der Verbringung in die sogenannten Stammlager.
1945-93 „Camp King“, Übernahme durch die US-Armee und Geheimdienstabteilungen des CIC und CIA. Vernehmungszentrum zwecks Vorbereitung der NS-Kriegsverbrecherprozesse. Unter Leitung von Reinhard Gehlen: Aufbau des BND (Bundesnachrichtendienst) aus der Wehrmachtsabteilung „Fremde Heere Ost“. Vernehmungszentrum für Ostflüchtlinge durch den US-Geheimdienst während der Zeit des Kalten Krieges.
1993-98 Aufgabe der militärischen Nutzung des Camp King. Verkaufsverhandlungen zwischen Bund und Stadt Oberursel, Planungen der Stadt für eine neue Wohnbebauung.
1999 Baubeginn für die Umwidmung in ein ziviles Wohn- und Arbeitsgebiet

„Leere Gebäude gleichen unzugänglichen, verschütteten Stätten oder verdrängten Teilen unserer Erinnerung. In ihnen hat sich einst Leben abgespielt, das schnell in Vergessenheit gerät und nicht mehr wahrgenommen wird. Ich versuche, möglichst viel davon wieder auszugraben und ins Bewusstsein zu bringen.“ (Thomas Kilpper) Metaphorisch gesprochen, gab er dem Boden zurück, was auf ihm stattgefunden hat. Das physische Eingreifen, das durchaus einer Attacke gegen den Boden gleicht, lässt auf der anderen Seite neue Bilder entstehen, eine Erzählung.
An einigen Stellen hat der Künstler Bilder seiner eigenen Geschichte mit eingeflochten, und so stellt das Werk die Frage nach dem Zusammenhang von persönlicher Biographie und kollektiver Geschichte. Die in großen Lettern hineingearbeitete, das gesamte Bild durchziehende Frage: „Wo bitte schön kann ich meine Grauwerte wiederfinden?“ geht an den Betrachter zurück, als Frage nach gesellschaftlicher Kompetenz und Verantwortung und sicherlich auch als Forderung, das Denken in Zwischentönen zu wahren.
Der monumentale Holzschnitt, der wegen seiner Ausmaße ins Guinness-Buch der Rekorde 2000 aufgenommen wurde, zeigt in eindrucksvoller Weise Aspekte der Historie dieses Ortes auf, die zugleich Synonym der Geschichte Deutschlands sind. Das Kunstwerk ist schier nicht mehr aus Oberursel wegzudenken. So haben sich bereits sehr frühzeitig die SEWO, die Stadt Oberursel, der Kultur- und Sportförderverein Oberursel sowie einige Bürger der Stadt für dessen Erhaltung eingesetzt, um es auch weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierfür wurde der Holzschnitt in 120 Einzelteile von 145 x 155 cm zerlegt, um davon Negativformen aus Silikon zu gießen, die dann mit Feinbeton gefüllt wurden. Die entstandenen Platten sind im August 2002 unweit der ehemaligen Basketballhalle, vor dem Kinderhaus im Jean-Sauer-Weg, wieder zusammengeführt worden. Sie geben zum einen den ursprünglichen – spiegelverkehrten – Druckstock detailgenau wieder, zum anderen bilden sie in Anlehnung an die ursprüngliche Nutzung ein bespielbares „Streetballfield“. In dem Sinn kann das Kunstwerk auch benutzt werden – wegen all der Einkerbungen und Unebenheiten mit Vorsicht.
Am 15. September 2002 wurde das Werk der Öffentlichkeit übergeben. Es ist zu wünschen, dass es auch in Zukunft der Katalysator für eine lebendige und rege Auseinandersetzung bleibt

Thomas Kilppers gigantischer Holzschnitt ist in Beton wiedererstanden. F.A.Z., 15.09.2002 h.r. OBERURSEL.
h.r. OBERURSEL. In Oberursel ist es Kindern und Jugendlichen von morgen an offiziell erlaubt, die Kunst mit Füßen zu treten. Daran wird weder die Stadt Anstoß nehmen noch der Schöpfer des Kunstwerkes. Im Gegenteil, es wäre sogar im Sinne der Historie der mit 330 Quadratmetern Fläche monumentalen Arbeit des Frankfurter Künstlers Thomas Kilpper, darauf hin und wieder Sport zu treiben. Denn „Don’t look back“, wie Kilpper seinen 1999 geschaffenen Holzschnitt nannte, entstand ursprünglich in der Basketballhalle von Camp King. Kilppers ungewöhnliches Arbeitsmaterial war das Parkett der Turnhalle.

Mit Kettensäge, Oberfräse und Beitel schnitzte der Künstler in das Eichenholz. Es entstanden Bilder der wechselvollen Geschichte des Geländes, das von 1937 bis 1941 nationalsozialistischer Reichssiedlungshof war, anschließend für vier Jahre als Durchgangslager der deutschen Luftwaffe für Kriegsgefangene diente, bevor die amerikanischen Streitkräfte es nutzten. 1993 gaben sie den Standort Camp King auf, und die Stadt kaufte das Gelände vom Bund. Seit drei Jahren läßt sie dort neue Wohnungen bauen und die alten Fachwerkhäuser des Reichssiedlungshofs sanieren.

Kilpper sorgte mit dem ungewöhnlichen Holzschnitt weithin für Aufsehen. Wegen seiner Ausmaße wurde „Don’t look back“ vor zwei Jahren sogar in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Frühzeitig machten sich daher die Stadt, die Stadtentwicklungsgesellschaft (EWO), der Kultur- und Sportförderverein und einige Oberurseler Bürger Gedanken, wie das Werk der Öffentlichkeit auf Dauer zugänglich gemacht werden könnte. So entstand die Idee, eine Reproduktion anfertigen zu lassen. Am Sonntag nun wird dieser Nachguß der Öffentlichkeit übergeben.

Statt in Eiche ist die Geschichte des Camps nun in Beton verewigt, und statt in der Basketballhalle – die längst abgerissen wurde – liegt das Kunstwerk nun vor einem jener Fachwerkhäuser aus der Ära des Reichssiedlungshofs, in dem seit Januar das Kinderhaus von Camp untergebracht ist. Die neue Adresse heißt Jean-Sauer-Weg 2, und es firmiert dort als „Streetballfield“.

Daß die außergewöhnliche Kunstaktion nicht nur als Erinnerung im Stadtarchiv überlebte, ist zahlreichen Sponsoren zu verdanken und einem aufwendigen Verfahren. Kilppers Holzschnitt war vor dem Abriß der Basketballhalle in Einzelteile zerlegt worden. Davon wurden Negativformen aus Silikon gegossen und diese dann mit Feinbeton gefüllt. Die entstandenen Platten geben den Holzschnitt detailgenau wieder. Kilpper will noch einen Basketballkorb aufstellen lassen, um an den alten Raumeindruck zu erinnern. Insgesamt hat die Rekonstruktion 175.000 Euro gekostet, die Sponsoren aufbrachten, darunter viele Firmen, aber auch die Hessische Kulturstiftung und der Verein der Freunde der Städelschule.

Die Eröffnungsfeier am Sonntag beginnt um 14 Uhr und dient gleichzeitig dem Rückblick auf 25 Jahre offene Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt. Der ehemalige Leiter des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, Jean-Chris Ammann, wird einige Erläuterungen zu dem Kunstwerk geben.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.09.2002