Castoren zu Halfpipes | Projekt für Ahaus | 2004/05

castoren zu halfpipes | 2004/05
Projekt zur Skulptur-Biennale Münsterland 2005

Projektentwurf
zur Skulptur-Biennale Münsterland 2005



Ich möchte mit Jugendlichen aus Ahaus und Umgebung in Zusammenarbeit mit interessierten örtlichen Initiativen (Skater, Jugendzentrum, Bürgerinitiative Umweltschutz, Berufsorientierungszentrum…) im Rahmen der Skulptur-Biennale Münsterland 2005 in einem zwei- bis dreiwöchigen Workshop eine benutzbare Skulptur

1/2 castor x 2xL x 2xH x 2xB = half-pipe

bauen.

Im Anschluß soll die gefertigte Skulptur (Halfpipe) in einem gemeinsamen Umzug – gleichsam einem Castor-Transport am „Tag X” – durch den Landkreis gezogen werden, bevor sie im Schloßgarten fest installiert und der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben wird.

Castoren zu Halfpipes!

Die jüngste Geschichte von Ahaus und des Landkreises wird maßgeblich bestimmt von der Auseinandersetzung um die Nutzung der Atomenergie hier insbesondere um das Atommüll-Lager – das sog. zentrale Brennelement Zwischenlager (BEZ).
Seit 1992 lagert am Stadtrand von Ahaus in einer riesigen Halle radioaktiver Abfall verschiedener deutscher Atomkraftwerke. Wie aktuell dieses Thema ist veranschaulicht u.a. die Tatsache, daß vor wenigen Tagen eine erneute Einlagerungs- und Transportgenehmigung für 18 Castorbehälter aus einem ehemaligen Forschungsreaktor bei Dresden vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg erteilt wurde. Kaum ein anderer Konflikt besitzt soviel Gefahrenpotential für Mensch und Umwelt, sowie sozialen Zündstoff, der die Gesellschaft zuweilen auseinanderzureissen droht.
Zahlreiche gelbe Kreuze des Protests (Tag X) zeugen von diesem Konflikt und sind zu einem festen Bestandteil des Stadtbilds von Ahaus geworden.

In gewissem Kontrast dazu steht, daß die Jugend- und Freizeitangebote nach Aussagen von Betroffenen viel zu wünschen übrig lassen. Zwar gibt es am Stadtrand auf dem Freizeitgelände Oark seit einiger Zeit eine Halfpipe. Aufgrund von Anwohnerbeschwerden soll diese jedoch – im Gegensatz zum Atommüll-Lager – abgerissen werden. Die Errichtung einer Halfpipe für Skater und Inliner im Schloßpark wäre denkbar (zentrale Lage, keine unmittelbaren Anwohner) und wünschenswert.

Skizzen

Ulrike Meinhof @ Meerrettich Berlin

31. März – 5. Mai 2004

Pressemitteilung: thomas kilpper in der galerie meerrettich im pavillon an der volksbühne rosa-luxemburg-platz, berlin
kontakt: 030 28879710 – email: info AT meerrettich.net

ulrike meinhof – ausstellung vom 31.03. bis 09.05.04
im pavillon am rosa-luxemburg-platz eröffnet am 31. märz, 20 uhr thomas kilpper seine ausstellung mit der skulptur eines überlebensgroßen kopfes: ulrike meinhof.

unter verschiedenen namen spielte der rosa-luxemburg-platz seit fast 100 jahren unterschiedlichste rollen als bühne für politische auseinandersetzungen und monumente. zahlreiche demonstrationen der linken, etwa nach der ermordung von rosa luxemburg und karl liebknecht, aber auch bedrohlich inszenierte aufmärsche der nazis nahmen hier ihren ausgang.
1928 versuchte die kpd an der stelle des heutigen pavillons ein denkmal für lenin zu errichten.
der damalige berliner senat lehnte das vorhaben jedoch ab. nur wenige jahre später errichteten dort stattdessen die nationalsozialisten das horst-wessel-denkmal. seit einiger zeit wird nun versucht, mit einem kunstwerk ein denkzeichen für rosa luxemburg zu errichten.

mit ulrike meinhof will thomas kilpper die spezifische politisierung dieses ortes in die gegenwart verlängern, jedoch nicht ohne dabei neue brüche zu schaffen und die stilisierungen und klischierungen, die damit einhergehen, kritisch zu befragen. mit seiner skulptur bezieht er sich auch auf die gleichnamige johann-kresnik-inszenierung an der volksbühne von 1993.

ulrike meinhof steht wie kaum eine andere persönlichkeit der westdeutschen nachkriegslinken für einen langen weg der politischen auseinandersetzung mit den mächtigen dieses staates, auf dem sie sich von einer kritischen journalistin zu einer revolutionären untergrund-kämpferin radikalisierte. sie engagierte sich in den 50-er jahren als studentin gegen die wiederbewaffnung und gegen die atomrüstung der brd, bevor sie über zehn jahre politische essays insbesondere in der zeitschrift konkret veröffentlichte und schließlich, auf dem höhepunkt des us-kriegs gegen vietnam, 1970 selbst zur waffe griff und die rote armee fraktion mitbegründete.

1972, nach 2 jahren großfahndung und allenthalben plakatierung an jeder litfaß-säule, wurde sie gefasst. die haft musste sie zeitweise in völlig menschenleeren trakten, isoliert von der außenwelt, verbringen. während des großen stammheim-prozesses saß sie mit andreas baader, gudrun ensslin und jan carl raspe auf der anklagebank. kurz nachdem sie vor gericht eine umfangreiche rede und anklage gegen das us-amerikanische „engagement” in indochina vortrug, wurde sie am 9.mai 1976 tot in ihrer zelle aufgefunden. der staat hat es nicht geschafft, die widersprüche und begründeten zweifel an seiner selbstmord-these auszuräumen und die todesumstände lückenlos aufzuklären.

ulrike meinhof wäre dieses jahr 70 jahre alt geworden. nach ihrem tod wurde ihr gehirn ohne einwilligung der angehörigen entfernt und über ein viertel jahrhundert lang zu „wissenschaftlichen zwecken” in labors deutscher universitäten aufbewahrt. bereits 1973 wollte die staatsanwaltschaft gegen den willen von ulrike meinhof einen op-eingriff in ihr gehirn vornehmen, der nur durch internationale öffentlichkeit und kritik verhindert werden konnte.
die mediale aufbereitung des „gehirnraubes” zeigt die wiederkehr dieses alten versuchs der pathologisierung von ulrike meinhof und damit die pathologisierung revolutionärer politik überhaupt. dagegen setzt der künstler die realität der werke, die ulrike meinhof selbst geschaffen hat, ihre texte und briefe von 1960-76.

ulrike meinhof
31.03.04
ausstellungseröffnung
rosa-luxemburg-platz
berlin